Commitment des Klienten ist unabdingbar für den Erfolg der Veränderungsreise. Ich werde immer wieder gefragt, ob es möglich ist, dass ich eine Person coache, die noch nicht weiß, ob sie etwas verändern möchte, aber bestimmt (mit der Zeit, im Prozess der Reflektion…) überzeugt wird, dass eine Veränderung nötig ist. Manchmal wird dieses Vorgehen als Coaching „unter der Hand“ bezeichnet, manchmal „diskret“, was oft bei dieser Frage mitschwingt ist die Hoffnung, dass die Beziehung des Klienten zum Coach etwas in der Haltung des Coachee verändern kann, und das Commitment, der Wille… tja, die werden folgen…
Es ist eine komplexe Angelegenheit, weil wir das „Wollen“ nicht wirklich quantifizieren und am Anfang des Prozesses nicht so leicht „überprüfen“ können. Es gibt Menschen, die sagen, dass sie zwar eine Veränderung wollen, aber sich selbst damit gar nicht meinen. Erst bei der Konkretisierung oder Konfrontation in einem Coachinggespräch wird es klarer, dass die Veränderung, die sie meinen, Personen aus ihrem Umfeld betrifft, nicht sie selbst. Im Coaching steht jedoch die Veränderung der eigenen Muster, Gedankengänge und Verhaltensweisen im Mittelpunkt und nicht die des Partners, der Kinder oder der Welt da draußen (auch wenn man natürlich das „System“ in den Gesprächen mit betrachtet). Der Fokus auf den eigenen Handlungsspielraum kann für einige Menschen befreiend sein („es tut so gut, einfach mal 1,5 Stunden nur über mich und meine Möglichkeiten zu sprechen, auch wenn es schwierige Themen sind…“ Zitat Coachee), für andere jedoch irritierend, insbesondere bei Menschen, die starke Verletzungen und Enttäuschungen erlebt haben, über die sie im Coaching verständlicherweise sprechen möchten. Es ist möglich, das zu tun und trotzdem den Fokus auf die Bereiche im Leben zu richten, die wir beeinflussen können – dafür ist aber das Commitment, also ein starker Wille, etwas selbst zu verändern, eine Voraussetzung. Und hier schließt sich wieder der Kreis.
Fragen, die helfen können, um festzustellen, ob das für die Veränderung nötige Commitment beim Coachee vorhanden ist, wären beispielhaft Fragen nach dem Leidensdruck, z.B. „Wenn es so weitergeht, wo stehst du in einem Jahr (mit Blick auf das konkrete Thema)?“ oder Fragen, die die Perspektive verändern und gleichzeitig Ehrlichkeit ins Gespräch bringen „Deine Frau sagt, etwas muss sich verändern. Was könnte sie damit meinen? Wie siehst du das?“. Als Coach merkt man schnell, ob sich der/die Coachee auf diese Art der Fragen einlässt oder eher nicht. Einlassen heißt in diesem Fall nicht eine korrekte Antwort parat zu haben – vielmehr bedeutet es, sich mit der Frage beschäftigen zu wollen, auch wenn damit ein emotionales Risiko und ein gewisser Schmerz einhergehen. Wenn die Bereitschaft oder Reife dafür noch nicht vorhanden ist, gehört es zur Ehrlichkeit der Coach-Coachee Beziehung dazu, das dem/der Coachee rückzumelden – oft kann dieses Feedback selbst schon viel in Richtung Veränderungsbereitschaft bewirken, wenn nicht direkt, dann innerhalb einiger Monate. Zeit ist ein wichtiger Faktor bei der Steigerung der Bereitschaft für Veränderungen und für eine ehrliche Selbstreflektion. Das Eine geht ohne das Andere nicht.
Als Zusammenfassung eine Portion Rilke (das schadet nie): „Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antwort hinein.“ (Rainer Maria Rilke)
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